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06.04.2008

Laura Gallati, Konzept und Klavier & Leslie Leon, Mezzosopran. — Morton Feldman trifft F. Schubert. Über die Entfaltung der Zeit als kompositorisches Programm

“… in gewisser Weise trauere ich um etwas, was damit zu tun hat, dass Schubert mich verlassen hat.” (Morton Feldman)

ZEIT ALS METAPHER.
Natürlich sind sich Franz Schubert und Morton Feldman real nie begegnet. Aber der Jüngere hat den Älteren in seinen ausgedehnten Lectures und Seminarien häufig genannt und zitiert als Kronzeuge für die eigenen Obsessionen der Stille, der Pause, der Reduktion und für den aussergewöhnlichen Umgang mit der Zeit. Das Wort von der „göttlichen Länge“ bei Schubert trifft auch bei Feldman zu. Ihre zeit-losen Musiken ähneln sich in der provokanten Weise ihrer zeitlichen Ausdehnung und ihrer ebenso provokanten Unaggressivität. Sie lassen Zuhörende allein mit den extremen Längen, den Wiederholungs-Schlaufen, den Pausen und Löchern im Netz der Töne. Wenn an Musiken aus zwei verschiedenen Jahrhunderten ihre Gemeinsamkeiten, die potentielle Freundschaft ihrer Töne gar, untersucht werden, sind Überlagerungen beider Originale ebenso verfremdend wie produktiv – ein Prozess, in dem ein neues Original entstehen kann.

Laura Gallati. Konzept und Klavier
Leslie Leon, Mezzosopran