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26.02.2006

Sidonia Blättler — Hannah Arendt über die Notwendigkeit, die Geschichte totaler Herrschaft zu verstehen

„Nur die antizipierende Angst kann beim Grauen verweilen“

Was könnte es heißen, den Holocaust zu verstehen, wo doch die Rede von der Nichtverstehbarkeit das Nachdenken über den Holocaust begleitet? Was ist die Motivation dieses Verstehenwollens? Eine der Antworten Hannah Arndts besagt, dass Auschwitz seine Voraussetzungen in der modernen Gesellschaft hatte und diese mit dem Ende des Dritten Reichs keineswegs verschwunden sind. Eines der Elemente moderner Vergesellschaftung, die für Arendt den Aufstieg totaler Bewegungen und totaler Herrschaft ermöglicht haben, ist das Überflüssigwerden der Menschen als Menschen. Diese These bezieht sich sowohl auf soziale und politische Erscheinungen wie Arbeitslosigkeit, Flucht, Staatenlosigkeit oder Exil, als auch auf begrifflich-konzeptuelle Probleme, die mit der menschlichen Pluralität zu tun haben, dem Begriff des Menschen und den Begriffen von Politik und Gesellschaft.

Sidonia Blättler, Dr.phil., Philosophin mit den Forschungsschwerpunkten Politische Philosophie und Gender Studies, z.Z. Institut für Philosophie FU Berlin. Veröffentlichungen u.a. zu „Hannah Arendts Konzeption der Pluralität“ (2001); „Zum ambivalenten Status des Nationalstaates bei Hannah Arendt“ (2000); und „Hannah Arendt: Geschichte und die Weltlichkeit der Welt“ (1993).