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17.05.2009

Seyran Ates im Gespräch mit Christina Thürmer-Rohr — Freundschaft und Familie: Vom Leben in zwei Welten

„ ... die zwei Stühle, zwischen denen wir angeblich sitzen sollen, existieren nicht“

Seyran Ates äusserte im Rückblick auf ihre Jugend in Berlin ihr Unverständnis über die Abschätzigkeit, mit der viele deutsche FreundInnen von ihren Eltern sprachen. Sie schrieb: „Freunde und Freundinnen kommen und gehen, Blut bindet und bleibt. So war ich erzogen worden und so fühlte ich auch“ – Stoff für Konflikte zwischen Türkischdeutschen und sog. „Urdeutschen“. Ist es Fahrlässigkeit oder Ausdruck von Freiheit, wenn in modernen Gesellschaften Freunde wichtiger werden als Blutsverwandte? Ist der Konflikt gleichbedeutend mit der Alternative: zurück zu den Wurzeln oder Bruch mit dem Elternhaus, Absage an die Moderne oder Sprung in die Moderne? Ist der Konflikt nur zu lösen durch „zwei Gesichter“, ein türkisches und ein deutsches? Ist er ein Ergebnis verfehlter Migrationspolitik?

Seyran Ates ist Rechtsanwältin und Autorin, in Istanbul geboren und lebt seit ihrem 6.Lebensjahr in Berlin. Mit ihrem Kampf für die Rechte von Migrantinnen hat sie die gegenwärtigen Debatten zum Multikulturalismus massgeblich geprägt. Publikationen: Große Reise ins Feuer, Berlin 2003; Der Multikulti-Irrtum, Berlin 2007.