Christina Thürmer-Rohr, Text
Laura Gallati, Musik
(Johanna M. Beyer / Giacinto Scelsi / J. S. Bach) —
Herausdrängende und Herausgedrängte ...
INTENTIONELLE UND EXISTENTIELLE AUSSENSEITEREinzel- und Grenzgänger, Sonder- und Ausnahmefälle, Standard- und Normabweichler : Aussenseiter/innen sind Unbehauste oder nur Halbbehauste, die in die zeitüblichen Lebens- und Werknormen keinen vorgesehen Platz haben. Das Spektrum reicht von denen, die anders sein wollen bis zu denen, die anders sind. Ihre gewählte oder erzwungene Distanz zur Norm beschert ihnen einen immer prekären sozialen Ort, manchmal auch eine – posthume – Wirkungsmacht, mit der sie zu Inspiratoren und Promotoren werden können. Hans Mayer ging in seinem Standardwerk „Aussenseiter“ (1981) davon aus, dass die bürgerliche Aufklärung vor ihren Aussenseitern versagte, indem sie deren individuelle Freiheit und gleichberechtigte Anerkennung nicht gesichert hat. Gilt diese Diagnose noch für heutige westliche Gesellschaften? Gibt es, wenn alles oder vieles möglich ist, gar keine klassischen Aussenseiter mehr?
MUSIKALISCHES AUSSENSEITERTUM
GESUALDO DI VENOSA (1560-1613): „Languisce al fin“ aus: Quinto libro di Madrigali (1594)
GIANCINTO SCELSI (1905-1988): „Calmo senza espressione + Lentissimo“ aus: Ttai (1953)
JOHANNA MAGDALENA BEYER (1888-1953): Dissonant Counterpoints (1931-34)
JOHANN SEBASTIAN BACH: (1685-1759): 4 Contrapuncti aus der „Kunst der Fuge“ (1742)
LAURA GALLATI, Klavier